Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein dienten die Prunkbauten als Wehr und Herrschaftssitze, aber auch als Zeichen von Macht und Reichtum. Häufig umkämpft, teilweise geschliffen, wieder errichtet und manchmal auch nur den architektonischen Trends folgend umgebaut, waren die Schlösser und Burgen Zeitzeugen der bewegten deutschen Geschichte. Tausende säumten einst die Berge und Täler, Städte und Dörfer – nur vergleichsweise wenige unter ihnen haben es ins 21. Jahrhundert geschafft und noch geringer ist die Zahl derer, die uns bis heute in ihrer einstigen Pracht erhalten geblieben sind. Erleben Sie einige dieser Burgen auf einer Busreise Deutschland.
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Über Eisenach auf 411 Höhenmeter thronend wurde die Wartburg 1999 als erste deutsche Burg überhaupt in die Liste der UNESCO-Weltkulturerbestätten aufgenommen, weshalb sie auf keiner Busreise Deutschland fehlend sollte.
Heute präsentiert sich die Wartburg größtenteils als Neubau, der ab 1838 von Carl Alexander von Sachsen-Weimar-Eisenach initiiert wurde.
Die ursprüngliche Burg soll angeblich 1067 von Ludwig dem Springer aus dem Hause der Ludowinger errichtet worden sein, wobei sich Nachweise über deren Besitz erst auf die 1150er Jahre datieren lassen. Um diese Zeit ließ Landgraf Ludwig II. den Palas – ein Repräsentations- und Wohngebäude – errichten. Im 13. Jahrhundert – zwischenzeitlich herrschten die Wettiner über die Wartburg – fanden zusätzliche Erweiterungen, wie die Aufstockung des Landgrafenhauses und der Bau des Südturms statt. Doch schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts verlor die Burg an Relevanz, was auch an den ab dann verbauten Materialien ersichtlich wurde.
Dem zum Trotze besuchten und lebten in den folgenden Jahrhunderten berühmte Zeitzeugen auf der Wartburg. Hierhin wurde Martin Luther am 4. Mai 1521 verbracht, um ihn vor den Folgen des Wormser Edikts und der Ächtung zu bewahren. Als Junker Jörg verblieb Luther bis zum 1. März 1522 auf der Burg. Sein Quartier bestand aus einer kleinen Stube über dem Burghof, in der er sich an die Bibelübersetzung des Neuen Testaments in die deutsche Sprache machte.
Nicht ganz so glücklich war der Täufer Fritz Erbe, der 1540 von Eisenach in ein Kellerverlies im Südturm der Wartburg verlegt wurde. Erbe starb nach acht Jahren Haft, sein Grab wurde 2006 unterhalb der Burg entdeckt. Maßgeblich zur Geschichte der Wartburg hat Johann Wolfgang von Goethe beigetragen, der – nach mehrfachen Besuchen vor Ort – schon 1815 mit der Idee schwanger ging, hier ein Kunstmuseum einzurichten. Seiner Initiative war es auch zu verdanken, dass die folgenden Restaurierungsarbeiten im Stil des Historismus und Nationalismus erfolgten.
Der Wiederaufbau der Burg und die Errichtung diverser heute noch erhaltener Gebäude wurde dann auch 1853 begonnen. Finanziell ermöglicht wurden diese Maßnahmen unter anderem durch die großzügige Unterstützung der Großherzogin Wilhelmina Sophie Marie Luise von Oranien-Nassau und von Sachsen-Weimar-Eisenach. Ungefähr einhundert Jahre später fanden die letzten großen Restaurierungsmaßnahmen statt, bei denen sowohl die romanischen Bauteile wieder hervorgebracht wurden als auch die Einbauten des Historismus nach Möglichkeit erhalten geblieben sind.
Von den ursprünglich vier Abschnitten, sind heute noch die Vor- und Hauptburg erhalten. Dies ist den diversen Baumaßnahmen bzw. Vernachlässigungen geschuldet. Denn – abgesehen von den Beschädigungen während des Zweiten Weltkrieges – hat sich die Wartburg während ihrer langen Geschichte nie den Eroberungsversuchen diverser Belagerer gebeugt.
Dem Besucher präsentiert sich die Wartburg heute als bedeutendes Wahrzeichen deutscher Geschichte, die Ihnen in Führungen durch den Palas nähergebracht wird. Zusätzlich können Sie das bereits von Goethe angedachte Museum mit seiner bedeutenden Kunstsammlung aus acht Jahrhunderten und die berühmte Lutherstube besichtigen.
Als Stammsitz des preußischen Königshauses und der Fürsten von Hohenzollern deklariert, wurde die Burg seit ihrer letzten Fertigstellung im Jahre 1867 jedoch kaum als Wohndomizil genutzt, sondern diente in erster Linie repräsentativen Funktionen. Eigentümer der Burg Hohenzollern ist die gleichnamige Familie, deren brandenburgisch-preußische Linie zwei Drittel besitzt und das verbleibende Drittel dem schwäbischen Familienzweig zuzuordnen ist.
Die Burg Hohenzollern wurde insgesamt dreimal erbaut bzw. wieder aufgebaut. In 855 Metern Höhe auf dem Bergkegel des Hohenzollern gelegen, wurde die erste Burg vermutlich bereits im 11. Jahrhundert errichtet und im Mai des Jahres 1423 nach einer fast einjährigen Belagerung zerstört.
Mit dem Wiederaufbau wurde im Jahr 1454 begonnen und an die Stelle der alten Burg trat eine wehrhafte Festung. Während und nach den Wirren des Dreißigjährigen Krieges gelangten zunächst die Württemberger und später auch die Habsburger in den Besitz der Hohenzollern-Burg. 1798 wurde die Burg verlassen und in den folgenden Jahrzehnten war das einst prächtige Bauwerk ungeschützt den Gewalten der Natur ausgesetzt. So verwundert es auch nicht, dass der damalige Kronprinz und spätere König Friedrich Wilhelm IV. die Burg im Jahre 1819 nur noch als Ruine vorfand.
Er war es auch, der den Wiederaufbau der dritten und letzten Burg vorantrieb, zu der 1850 die Grundsteinlegung stattfand. Die Fertigstellung und Einweihung fand unter König Wilhelm I. von Preußen am 3. Oktober 1867 statt.
Die im neugotischen Stil wiedererrichtete Gipfelburg besteht im Wesentlichen aus vier Hauptelementen: den Befestigungsanlagen, dem Schlossgebäude, den drei Kapellen und dem Burggarten.
Von den Kapellen ist die katholische St. Michaelskapelle das einzige Überbleibsel der zweiten Burg. Bei den beiden anderen handelt es sich um die evangelische Christuskapelle und die russisch-orthodoxe Auferstehungskapelle. Das Schloss selbst ist ein dreiseitiges nach Süd-Osten offenes Gebäude, womit der Grundriss den alten Grundmauern der zweiten Burganlage folgt auf denen sich die Gebäude mit den zahlreichen Türmen über drei Stockwerke erheben.
Heute ist die Burg ein beliebtes Touristenziel, das jährlich rund 300.000 Besucher verzeichnet. Neben Führungen finden dort Ausstellungen, Konzerte und Theaterveranstaltungen statt. Finanziert wird der Erhalt der Burg Hohenzollern ausschließlich von den Eintrittsgeldern sowie durch zwei Stiftungen.
Vermutlich aus dem 12. Jahrhundert stammt die ursprünglich nach der Stadt Braubach am Rhein benannte Burg Braubach, die als einzige Höhenburg am Mittelrhein nie zerstört wurde. Das in 160 Meter Höhe gelegene Bauwerk wurde für Braubach zum Zwecke des Schutzes und der Verwaltung errichtet. Zudem hatte die Marksburg, die seit 2002 Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal ist, auch die Funktion einer Zollburg.
Erbauer und Eigner der Burg waren die Herren von Eppstein, die beginnend mit dem ausgehenden 12. Jahrhundert zu einer der mächtigsten Familien des Hochmittelalters heranwuchsen. Doch schon 1283 wurde die Burg an Graf Eberhard von Katzenelnbogen verkauft, die von dessen Nachfolger Johann II. im gotischen Stil umgebaut und erweitert wurde. Bis ins 15. Jahrhundert hinein wurden immer wieder Anpassungen vorgenommen, wobei die wesentlichen Charakteristika der immer noch als Burg Brauchbach geführten Wehranlage stets erhalten blieben.
Die männliche Linie derer von Katzenelnbogen endete 1479 und die Burg fiel über die Ehe der Erbtochter an den Landgrafen Heinrich III. von Hessen. Zunächst als Witwensitz deklariert, zerfiel die Anlage, die seit 1574 erstmals als Sankt Marxpurgk inschriftlich Erwähnung fand, zusehends. Erst Landgraf Johann von Hessen-Braubach, der den Beinamen „der Streibare“ trug, veranlasste zum Ende des Dreißigjährigen Krieges die Instandsetzung. Er selbst residierte jedoch in der „moderneren“ 1571 fertiggestellten schlossartigen Philippsburg, die am Südende von Braubach gelegen war.
Sein Tod wiederum hatte zur Folge, dass sowohl Stadt als auch Marksburg an die Landgrafen von Hessen-Darmstadt gingen. Während des 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts wurde die Festung unter anderem als Gefängnis genutzt, was sich auch nach dem Übergang an das Fürstentum Nassau-Usingen und 1815 an das Herzogtum Nassau nicht änderte. Weder zu der Zeit noch nach einem weiteren Wechsel an Preußen wurden besondere Maßnahmen zur Instandhaltung geschweige denn Erweiterung getroffen und die Burg fiel immer mehr dem Zerfall anheim.
Der deutsche Architekturhistoriker und Burgenforscher Bodo Ebhardt setzte sich als Gründer und Präsident der Deutschen Burgenvereinigung für die Übernahme der zwischenzeitlich sehr in Mitleidenschaft gezogenen Marksburg ein. Unterstützt wurde er von Kaiser Wilhelm II., auf dessen Empfehlung hin der Verein die Burg im Jahre 1900 für 1000 Goldmark erwerben konnte. In den nachfolgenden Jahrzehnten stand zunächst die Sicherung der Bausubstanz im Fokus der Bemühungen, mittel- bzw. langfristiges Ziel war die Rekonstruktion der spätmittelalterlichen Burg.
Im März 1945 wurde die Marksburg jedoch durch amerikanischen Artilleriebeschuss stark beschädigt, was die Pläne der Deutschen Burgenvereinigung zunächst deutlich ins Hintertreffen gerieten ließ. Heute erstrahlt die Burg in beinahe altem Licht und bietet dem Besucher das Bild einer nahezu perfekt erhaltenen spätmittelalterlichen Festungsanlage. Bis auf den Palas ist der größte Teil der Marksburg für das interessierte Publikum freigegeben. Während der Führungen durch Burgküche, Rittersaal, Kemenate, Kapelle, Rüstkammer aber auch Wehrgänge und Turmstuben reisen Sie zurück in eine lang vergangene, aber nicht vergessene Zeit – ins Mittelalter.
Mit unserer Reihe möchten wir Ihnen einige der Burgen und Schlösser nahebringen, die es als Zeitzeugen einer bewegten deutschen Geschichte mehr als verdient haben, gewürdigt zu werden. Das Eröffnungswort wurde dabei dem Stammsitz des preußischen Königshauses, der Zufluchtsstätte Martin Luthers und einer unzerstörten aber schwer gebeutelten Burganlage erteilt.
Vielleicht haben Sie auch ein wenig von dem nachempfunden, was diesen einst so stolzen Gemäuern wiederfahren ist. Wer weiß schon, ob es wirklich nur Ansammlungen von Steinen und Mörtel sind bzw. waren, denn mit Worten können sie es uns leider nicht erzählen.
- Angela Schmitz
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