In diesem zweiten Beitrag zu Deutschlands Burgen und Schlösser stellen wir Ihnen eine (zeitweilige) königliche Residenz, die landesherrliche Burg der bayerischen Wittelsbacher und die Residenz der Mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge für eine Busreise Deutschland vor.
Vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit hinein dienten die Prunkbauten als Wehr und Herrschaftssitze, aber auch als Zeichen von Macht und Reichtum. Häufig umkämpft, teilweise geschliffen, wieder errichtet und manchmal auch nur den architektonischen Trends folgend umgebaut, waren die Schlösser und Burgen Zeitzeugen der bewegten deutschen Geschichte. Tausende säumten einst die Berge und Täler, Städte und Dörfer – nur vergleichsweise wenige unter ihnen haben es ins 21. Jahrhundert geschafft und noch geringer ist die Zahl derer, die uns bis heute in ihrer einstigen Pracht erhalten geblieben sind.
Die unmittelbare Nähe zum Übergang von Deutschland nach Österreich lässt den Gedanken an eine Grenzfestung aufkommen, doch täuscht die heutige geografische Lage. Das gilt erst recht für das 16. Jahrhundert vor Christus, denn auf diesen Zeitpunkt wurden die ältesten Besiedlungsspuren auf dem Burgberg datiert. Zudem geht man von einer weitgehend durchgängigen Besiedlung des Areals aus, die bis in unsere heutige Zeit hinein gilt.
Erstmalig genannt, und zwar als Reichsgut, wurde die Burg zu Burghausen im Jahre 1025. Bis 1164 stand sie unter der Verwaltung der Grafen von Burghausen, die die Anlage erstmalig 1090 erweiterten. Nach dem Ableben des letzten Grafen ging die Burg an die Wittelsbacher über, während die Babenberger zumindest einen Teil der dazugehörigen Ländereien erhielten. Schon bald nach dem Zugang wurden unter Otto I., (erster) Herzog von Bayern im Jahr 1180 mit umfangreichen Ausbauarbeiten begonnen. 1235 erhielt der Ort Burghausen die Stadtrechte.
Nach der ersten bayerischen Teilung beschloss Herzog Heinrich XIII. (1255-1290) Burghausen als Zweitresidenz zu nutzen. Selbstredend mussten noch einige Neu- und Umbauten ausgeführt werden, bevor die Burg diesen Ansprüchen genüge tat. Zunächst wurden an der höchsten Stelle des Bergrückens – an der Südspitze – diverse Wohngebäude errichtet: den Palas mit den Wohnräumen für die herzogliche Familie, den Dürnitzstock in dem das Gefolge in zwei übereinanderliegenden Sälen untergebracht war und den Kemenatenbau für den weiblichen Hofstaat. An den Palas ließ er eine Kapelle anbringen, die der heiligen Elisabeth von Thüringen geweiht war.
Deutlich später – nämlich erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts – stand die Erweiterung der Befestigungsmauern zur Sicherung von Burg und Stadt auf dem Plan. Zudem wurde wohl fleißig weiter gebaut, denn aus einer Urkunde von 1387 wird ersichtlich, dass die Burganlage bereits zu diesem Zeitpunkt auf ihre volle Länge von über einem Kilometer angewachsen war. Insgesamt misst sie von Nord nach Süd 1050 Meter und ist damit die längste Burganlage Europas. Sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde hat sie erhalten und gilt seitdem als längste Burg der Welt.
Die zweite bayerische Teilung 1392 tat dem Status der Burg keinen Abbruch, da sie zweite Residenz blieb, jetzt für die neu geschaffene Linie Bayern-Landshut. Die prägendsten Arbeiten fanden allerdings im 15. Jahrhundert – immer noch unter den Wittelsbachern, den Reichen Herzögen Heinrich, Ludwig und Georg – statt. Um einer größeren Hofhaltung besser gerecht zu werden, veranlasste Herzog Heinrich XVI. der Reiche von Bayern-Landshut in den 30er Jahren den Umbau des Dürnitzstocks im gotischen Stil. In den Vorhöfen entstanden zudem Zeughaus und Haberkasten, ihrerseits gewaltige Wirtschaftsgebäude. Die einige Jahre später erfolgte Vergrößerung des Kemenatenhauses hatte dessen Anbindung an den Palas zur Folge.
Herzog Georg der Reiche von Bayern-Landshut kommt in diesem „Wettbewerb“ den ersten Rang zugesprochen. Während er – nach seiner Hochzeit mit Hedwig von Polen (1475) – die Erbprinzenjahre in Burghausen verbrachte, wurden Palas und Kemenatenhaus für die ständige Hofhaltung seiner Ehefrau erweitert und umgebaut. Auch die äußere Burgkapelle St. Maria im vierten Vorhof sowie das monumentale Georgstor am Zugang zum ersten Vorhof wurden nach seinen Maßgaben errichtet.
Schlussendlich präsentierte sich die Burg als wehrhafte Monumentalanlage mit einem Befestigungsring aus sechs Höfen. Doch sollte sich das Blatt bald wieder einmal wenden. Als Folge des Landshuter Erbfolgekrieges 1504/05 kam es zu einer Vereinigung der Teilherzogtümer von Ober- und Niederbayern, was wiederum die Aufgabe der Burg von Burghausen als Residenzstätte bedeutete.
Die folgenden Jahrhunderte waren von einem ewig scheinenden Aus-, Um- und Abbau geprägt. Besonders während des 18. und 19. Jahrhunderts wurden massive Eingriffe an den Strukturen vorgenommen. Die französischen Besatzer rissen alle nördlichen Außengebäude ab und ließen Burghausen damit quasi offen liegen. Unter bayerischer Herrschaft war die Burg Sitz der Garnison der Königlich Bayerischen Armee, was ebenfalls deutliche Spuren hinterließ.
Auch die Renovierungsarbeiten, die 1896 begannen und in den 1960er Jahren fortgeführt wurden, sind nicht unumstritten. Mehr Einzelheiten zu der faszinierenden Geschichte von Burg Burghausen erfahren Sie bei einer Führung vor Ort. Hier können Sie die Geschichte anhand des „lebenden“ Objekts hautnah verfolgen.
In diesem zweiten Teil unserer Reihe ging es recht friedlich zu. Sowohl das Wasserschloss Glücksburg als auch das Inselschloss Schwerin haben herrschaftliche Zeiten erlebt und könnten von vielen guten Jahren berichten. Die Burg Burghausen erkennt sich heute wahrscheinlich selbst kaum wieder. Lang war der Weg von der einfachen slawischen Burg bis zur wiedererstarkten Pracht im 21. Jahrhundert.
In diesem Beitrag haben wir Zeitzeugen der stummen und trotzdem sehr beredten Art ein Stück weit begleiten dürfen. Und da keine der Beschreibungen so ausführlich ist, wie sie jedem der Prunkbauten zustehen würden, bleibt einem fast nur noch der persönliche Besuch, um die Lücken zu füllen.
Gott gebe Glück mit Frieden
GGGMF
Aus diesem Wahlspruch von Johann III. (Hans der Jüngere), Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg leitet sich der Name des Wasserschlosses Glücksburg ab. Johann war es auch, der das Bauwerk von 1583-1587 als Wohnschloss südlich der Flensburger Außenförde erbauen ließ. Erhalten hatte er das Gebiet sowie diverse andere von seinem Bruder, dem König von Dänemark und Norwegen, Friedrich II. als Lehen.
Die Geschichte des Wasserschlosses scheint – im Gegensatz zu vielen anderen herrschaftlichen Prunkbauten – dem oben aufgeführten Motto recht geben zu wollen, denn kriegerische Auseinandersetzungen gab es hier keine. Vielleicht hängt dies aber auch mit den Granitquadern und Ziegelsteinen zusammen, die aus dem verlassenen Rudekloster der Zisterziensermönche stammten und hier wiederverwendet wurden.
Nach dem Tod des Gründers erhielt einer seiner Söhne – Philipp – das Schloss und die Ländereien Glücksburg als Erbe. Mit diesem begann die sogenannte erste (ältere) Linie des Hauses Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, die jedoch mit dem Ableben von Friedrich Heinrich Wilhelm im Jahre 1779 endete. Das Lehen ging schließlich 1825 an Friedrich Wilhelm aus dem Hause Holstein-Beck, der sogar in direkter Linie mit Hans dem Jüngeren verwandt war. Mit ihm ist auch der Beginn der jüngeren Linie des Hauses Glücksburg verknüpft.
Ab 1854 war Schloss Glücksburg dann sogar zeitweilige königliche Residenz, denn bis zu seinem Verscheiden im Jahre 1863 lebte und regierte König Friedrich VII. hier gelegentlich. Sein Nachfolger Christian IX. – auch aus der Glücksburger Linie – schaffte es mittels kluger Heiratspolitik seine Kinder in viele der europäischen Herrscherhäuser zu verheiraten. Aus dieser Tatsache leiten sich sowohl Christans Spitzname „Schwiegervater Europas“ als auch die Bezeichnung „Wiege Europas“ für das Schloss ab. Als Folge des Zweiten Schleswigschen Krieg ging das Schloss 1864 an Preußen, jedoch übertrug König Wilhelm I. es 1869 zurück an die Familie derer von Glücksburg.
Selbst die Kriege des 20. Jahrhunderts hat das Schloss relativ unbeschadet überstanden. Insgesamt war Schloss Glücksburg bis ins 20. Jahrhundert hinein fast durchgehend bewohnt, wurde dann 1922 in eine Stiftung eingebracht, die u.a. den Erhalt des Prachtbaus zum Ziel hat.
Im Gegensatz zu vielen anderen Wasserschlössern steht das Schloss auf einem 2,5 Meter hohen Granitsockel statt auf den typischen Pfahlkonstruktionen. Das Gebäude selber besteht aus drei einzelnen Häusern, die eine U-Form bilden. Während das mittlere Haus eher offiziellen Anlässen diente, wurden die Seitenflügel als Wohnräume hergerichtet. Vier achtseitige Türme wurden an den Ecken der Häuser angebracht und den Hofeingang zieren zwei Treppentürme, die die oberen Stockwerke miteinander verbinden.
Mit dem Eingang in die Stiftung wurde Schloss Glücksburg zum Museum ausgebaut, die Familie hat zwischenzeitlich andere Domizile bezogen. Dennoch ist das Haus Glücksburg auch heute noch allgegenwärtig, denn die Heiratspolitik des dänischen Königs Christian IX. trägt bis in unsere Zeit Früchte: König Harald V. von Norwegen, Königin Margrethe II. von Dänemark und Königin Sophia von Spanien zählen ebenso wie Prinz Philip, dem Duke of Edinburgh zu den bekanntesten lebenden Vertretern des alten Adelsgeschlechtes.
Johann der Jüngere hat wohl gewusst, weshalb er ausgerechnet diesen speziellen Wahlspruch für das Schloss gewählt hat!
Zurück zum Wasser geht es für das letzte Schloss im aktuellen Beitrag. Die Rede ist von Schloss Schwerin, das auf einer Insel im gleichnamigen See erbaut wurde. Die besondere Bedeutung von Schloss Schwerin ergibt sich einerseits aus der Residenzfunktion für die Mecklenburgischen Herzöge und Großherzöge und andererseits aus der Betrachtung als eines der wichtigsten Bauten für den romantischen Historizismus in Deutschland.
Im 10. Jahrhundert herrschten hier die Obotriten, die um 965 auf der ufernahen Insel eine slawische Burg mit Wallanlage errichteten. Auf diese Wallanlage ist auch die heutige Form des Schlosses zurückzuführen. Heinrich der Löwe eroberte 1160 eben diese Burg bzw. das, was davon übrig war. Im Rückzug begriffen, befahl nämlich der damalige Wendenfürst Niklot die Zerstörung seiner ehemaligen Residenzstätte. Eine neue Festung wurde errichtet und diente den Grafen von Schwerin als Residenz. Auch die Gründung der Stadt Schwerin und die Einrichtung eines Bischofssitzes fallen in diesen Zeitraum.
1358 konnte Herzog Albrecht II. – ein Nachfahre Niklots – die Grafschaft käuflich erwerben. In diesem Zuge verlagerte er die Residenz von Wismar auf die damalige Burg im Schweriner See. Im 15. Jahrhundert wurde das heutige Schloss renoviert und den gestiegenen Anforderungen der Bewohner angepasst. Erhalten ist uns aus dieser Phase lediglich das sogenannte Bischofshaus auf der Seeseite.
Erneute Maßnahmen von 1553 bis 1555 fanden unter Herzog Johann Albrecht I. (1525-1576) statt, als das Neue Lange Haus zu einem dreigeschossigen Putzbau mit rotem Terrakottadekor umgestaltet wurde. Auch der Neubau der Schlosskapelle wurden von Herzog Johann Albrecht initiiert. Dieser rechtwinklig an das Neue Lange Haus errichtete Anbau war zugleich der erste protestantische Kirchenbau in Mecklenburg.
Die bis dato erfolgten Arbeiten dienten in erster Linie der Verwirklichung von Wohnansprüchen, nun mussten noch die Verteidigungsanlagen verstärkt bzw. erneuert werden. So entstanden ca. Mitte des 16. Jahrhunderts die Bastionen Im Nordwesten, Südosten und Südwesten. Auch wenn diese in der Folgezeit ebenfalls umgestaltet wurden, sind sie bis heute noch Teil des Schlosses.
Kurz vor Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges gab es Pläne für einen kompletten Neubau des Schweriner Schlosses. Zwar begann man 1617 mit der Umsetzung, doch erzwang das Kriegsgeschehen die Einstellung der Arbeiten. Im 18. Jahrhundert entstanden ein Fachwerkbau für die Gemäldesammlung der Herzogsfamilie und der Teepavillon auf der nordöstlichen Bastion.
Von 1764 bis 1835 befand sich der Regierungssitz im Schloss Ludwiglust in der gleichnamigen Stadt im südwestlichen Mecklenburg-Vorpommern. Das Schloss Schwerin wurde mehr oder weniger dem Verfall anheimgestellt. Dementsprechend schlecht fanden die Rückkehrer den baulichen Zustand vor. Auch der Stil des Schlosses, das die Geschmäcker der unterschiedlichen Epochen wiederspiegelte, sagte den neuen Hausherren nicht zu. Paul Friedrich I., Großherzog von Mecklenburg im Landesteil Mecklenburg-Schwerin, plante deshalb einen Neubau am Alten Garten, dort wo heute das Museum steht.
Wieder einmal wurden diese Pläne kurz nach Beginn der Umsetzung vereitelt. Diesmal durch das Ableben des Herzogs. Sein Erbe, der 19-jährige Friedrich Franz II. ließ die Arbeiten einstellen und gab eine umfassende Neugestaltung in Auftrag. Auf Drängen des Hofbaumeisters Georg Adolf Demmler blieben jedoch die seeseitigen Neubauten aus dem 16. und 17. Jahrhundert davon verschont. Die Konzeption der geplanten Maßnahmen erwies sich jedoch als schwierig, bevor Demmler einen Entwurf vorlegen konnte, der auch seinem Herren zusagte. Die Arbeiten begannen 1843 unter der Aufsicht von Demmler, der jedoch Anfang 1851 aus dem mecklenburgischen Staatsdienst ausschied und wurden bis 1857 vom Berliner Baumeister Stüler beendet. Unter anderem wurde die Kapelle vergrößert und mit einem neugotischen Chor ausgestattet.
Ein Brand zerstörte 1913 einen Drittel des Baus, wobei der Burgseeflügel komplett niederbrannte. Der Wiederaufbau vollzog sich schleppend und als der Großherzog von Mecklenburg-Schwerin 1918 abdankte, war gerade einmal der äußere Wiederaufbau des Schlosses vollzogen. Im folgenden Jahr wurde der Staat Eigner des Schlosses und nur zwei Jahre später konnte das erste Museum im Schloss Schwerin eröffnet werden.
Seit 1952 ist der sogenannte Unfertige Saal, der während des Brandes zerstört und als Plenarsaal umgebaut wurde, Sitz des Mecklenburgischen Landtages. Heute nutzt dieser ungefähr die Hälfte des Schlosses für seine Belange. Große Teile des verbliebenen Schlosses wurden seit 1974 restauriert und der Öffentlichkeit als Museum zugänglich gemacht.
Schloss Schwerin hat keine Kanonenkugel abbekommen, doch haben Modeerscheinungen, Vernachlässigung während der Residenzverlegung, der große Brand von 1913 und auch die Verwendung im Zweiten Weltkrieg als Lazarett und Schule ihre Spuren an und in diesem großartigen Bauwerk hinterlassen. Von außen wirkt es zu jeder Jahreszeit wie ein Märchenschloss und auch wenn große Teile der originalen Einrichtung heute verloren sind, ist das Schloss Schwerin eine Bereicherung für jeden Besucher.
- Angela Schmitz
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